Camping „Geilo Grande“ am Gardasee

Ab dem dritten Mal ist bekanntlich alles Tradition. Gut, wir sind zwar erst beim zweiten Mal aber das Ziel klar im Fokus. Ich bin ja ein großer Freund von kurzen, spontanen Urlauben und Fahrten. Daher fahre ich auch dieses Jahr wieder mit drei weiteren meiner Gattung zum Gardasee um dort für ein Wochenende das Zelt aufzuschlagen. Dass knapp 2000 Kilometer auf der einen Seite und 2 Nächte im Zelt auf der anderen in einem merkwürdigen Verhältnis stehen, das lassen wir jetzt mal außen vor.

Wir finden schon was

Gott sei Dank sind die Zeiten, in denen man im Käfer die ganze Sippschaft nach Rimini zum Camping gefahren hat, vorbei. Unseren VW Bus könnte man da schon als deutlich dekadenter einstufen. Im letzten Jahr war es noch ein Touran, und selbst da mussten wir schon unser ganzes Tetris-Können abrufen und die Dach-Box aufschnallen bevor alles drin war, uns eingeschlossen.

Ich kann nur jedem empfehlen nachts los zu fahren, dann sind es von Stuttgart etwas über 6 Stunden. So startet man also motiviert bis in die Haarspitzen, verspricht sich wach zu halten und kaum hat man die Autobahn erreicht, schläft um den Fahrer herum alles das erste Mal ein, man kennt das. Interessant wird es auch eigentlich erst wieder in Italien.

Ein Campingplatz muss gesucht werden. Wir sind schließlich Männer, wir reservieren nicht. Wir fahren hin, und hoffen, dass man uns auf Grund unserer Erscheinung nach einer Nacht im Auto nicht gleich wieder wegschickt. Dieses Jahr haben wir sogar Glück: Unser Wunsch-Platz „Camping San Biagio“ hat Erbarmen und wir bekommen einen tollen Platz mit Seeblick. Zwei Strände und eine durch das Wasser erreichbare Kaninchen-Insel, so lassen sich weitere Highlights knapp zusammenfassen.

San Biagio Aussicht

San Biagio Aussicht

Frühstücks-Besuch

Frühstücks-Besuch

Eine gute Tat

Wenn die Freundin einen nach zwei Tagen fragt, was man so gemacht hat oder worüber wir alles gesprochen haben und einem dann absolut nichts einfällt, dann weiß man, dass es ein wahrer Männer-Urlaub war. Aber sind solche Tage wirklich so unproduktiv? Beim Zelt- und Camp-Aufbau ist davon erst einmal nichts zu sehen. Ich empfehle übrigens viel Verlängerungskabel und Kabeltrommeln mitzubringen. Es kann vorkommen, dass eine ordentliche Leitung von der nächsten Steckdose gelegt werden muss. Und nicht vergessen: Kabeltrommel und Mehrfachstecker in Tüten verpacken gegen Regen! Unser hoch-professioneller Regenschutz sollte sich ebenfalls als äußerst klug herausstellen. (Wie wir im Laufe eines Tages feststellen, vertragen Kabeltrommeln nicht unbedingt mehrere Stunden Sonne. Die Folge ist ein aus Steinen gebautes Häuschen für unsere Versorgung und eine stromfreie Zeit von etwa einer Stunde).

Anschließend richten wir noch unser Wohnzimmer ein, sorgen für musikalische Untermalung und bauen die Kochstelle auf. Dann kann es auch schon losgehen. Es klingt jetzt fast ein bisschen nach Aktivität und Bewegung. Ich kann mir ein kurzes Lachen nicht verkneifen. Nach etwas Entspannung laufen die Vorbereitungen für die anstehende Dauerbelastung unseres Grills. Beim Anblick der vier Steaks, die wir zuvor im Supermarkt besorgt haben, scheinen seine Beine fast ein wenig zittrig. Doch er übersteht die Tortur, und tut dies auch noch weitere Male sodass ich ihn mit gutem Gewissen weiterempfehlen kann. Mit der Zeit versuchen wir uns zu integrieren und der italienischen Sprache mächtig zu werden. Unsere Versuche, die Platzleitung vom medien- und marketingwirksameren Namen „Camping Geilo Grande“ zu überzeugen, scheitern jedoch.

Camping Grundausrüstung

Camping Grundausrüstung

Gib alles

Gib alles

So männlich wir nun bei Grill und Bier wirken, wer uns beim Gang ins Wasser beobachten kann, dem kommen erste Zweifel. Auf Grund des steinigen, bleiben wir beim Begriff „Strandes“, sind unsere Bemühungen das Wasser zu erreichen dank unserer von Hornhaut gemiedenen Füße von jeder Menge Gleichgewichtsschwankungen und kurzen Schmerzlauten geprägt. Zum Glück ergeht es anderen Urlaubern genauso. Wasserschuhe sind hier vermutlich das richtige Mittel, aber wer hat die schon im Keller liegen?

Damit wir am Ende nicht gänzlich untätig unser Wochenende beenden müssen, beschließen wir auf den „Rocca di Manerba“ zu wandern. Bekanntlich ist man hinterher schlauer, was den Weg angeht. Wir versuchen ein Stück am Seeufer entlang zu gehen, was sich jedoch als deutlich aufwändiger herausstellt als gedacht. Halb im Wasser, halb auf Steinen, über Privatwege und über Boote, auf denen man uns dankenswerter Weise hilft, führt der Weg zum Aufgang, den man auch sehr leicht über eine Straße hätte erreichen können. Zum „Punta Sasso“, dem Aussichtspunkt sind es ca. 30 Minuten, also auch für den untrainierten Wanderer durchaus zu bewältigen. Der Blick über den See entschädigt auf jeden Fall für den schweißtreibenden Aufstieg.

Aussicht vom Punta Sasso

Aussicht vom Punta Sasso

Dort sammeln wir auch erste Erfahrungen mit der italienischen Polizei am Telefon: Ein Hund versteckt sich herrenlos im Gebüsch. Wie wir später erfahren, ist er seinem Besitzer, welcher ebenfalls bei der Polizei angerufen hat, etwas voraus gewesen. Stolz über unsere gute Tat wählen wir für den Rückweg die deutlich angenehmere Straße.

Am Abend setzen wir unseren aktiven Tag fort und erkunden die Gegend. Im einem kleinen Restaurant direkt an der Promenade gönnen wir uns noch ein Feierabend-Bier nach der harten Arbeit und beobachten das Treiben auf der Flaniermeile, bevor wir den Abend im Wohnzimmer ausklingen lassen.

Camping ohne Regen geht halt nicht

Ein trockenes Zelt wieder zusammen zu packen, wäre vermutlich viel zu einfach. Der Sturm, der am späten letzten Abend über uns hinweg zieht, verlangte dem Kabeltrommel-Regenschutz noch mal alles ab. Ich selbst liege auf meiner Matratze, das Zeltdach zwischenzeitlich näher als der Boden auf dem ich liege. Aber wir haben auch in dieser Situation noch Spaß, zumindest, wenn man im sicheren Auto übernachtet und aus dem Fenster das sich fast auflösende Zelt mit seinen drei Bewohnern beobachtet. Unserer anfänglichen Motivation haben wir es zu verdanken, dass unser Zelt jedoch stehen bleibt und wir am nächsten Vormittag die Rückreise antreten können. Leider nicht nachts, daher dauert es auch fast 9 Stunden, aber dafür schläft wenigstens keiner.

Direkt am Wasser

Direkt am Wasser

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