De Haan in Belgien und ein Tag im „Bieradies“

So stell ich mir eine erste Arbeitswoche vor: Freitag gleich mal den ersten Urlaubstag eingereicht. (Ich entschuldige mich an dieser Stelle schon mal bei allen, die von 2017 vielleicht schon die Nase voll haben, und nicht mit Urlaub dagegen halten können.) Für alle anderen: Wenn ihr Freunde des hopfenhaltigen Kaltgetränks seid, fahrt nach Belgien! Ich war zwar schon mal in Brüssel, allerdings spielte Bier zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben noch keine große Rolle. Vielleicht auch besser so, mit 5 Jahren. Aber der Reihe nach..

Auf nach De Haan

Drei bis vier Stunden sollten eingeplant werden von Köln zur belgischen Küste in den Ferienort De Haan. Gefühlt geht es aber 8 Stunden geradeaus. Von Köln Ost bis zum Ortseingang von De Haan. Nur geradeaus. (Ok, es gibt einen „Ring“ um Brüssel, den registriert man nach 2 Stunden aber gar nicht mehr.) Einzig spannendes am Fahrbahnrand: Eine Aktion des Vereins „Baum des Jahres“, welcher jedem Jahrgang ein Teilstück der Randbepflanzung mit den jeweiligen Bäumen gewidmet hat. Leider war, rückwärts gezählt, ein Jahr vor meinem Geburtsjahr Schluss. Ich denke es erklärt sich von selbst, dass die Fahrt im Eimer war. Aber ich sollte noch entschädigt werden.

De Haan hebt sich von den restlichen Ferienorten durch ein ganz besonderes Merkmal ab: Es darf nur bis zum 4. oder 5. Stock gebaut werden. Nicht etwa wegen Höhenangst der zuständigen Bauarbeiter in den 70ern, sondern auf Grund eines kleinen Bürgermeisters, dem scheinbar ein Blick in die Glaskugel verraten hat: „Mach das, die später werden sich drüber freuen“. Sie sollte Recht behalten. Und auch sonst ist De Haan ein wirklich schöner Ort, der bis heute versucht, sich seinen Baustil und seinen Charme zu erhalten. Das Stadtbild (passender wäre wohl Ortsbild aber ob es den Begriff gibt muss ich erst noch herausfinden) ist geprägt von Gebäuden im Stile der „Belle Epoque“. Das Wartehaus der eigenen Tram-Linie ist ebenfalls in diesem Stil erbaut und steht wie viele Villen aus der Zeit der Jahrhundertwende unter Denkmalschutz. Nur Bier gab es hier, zu diesem Zeitpunkt lediglich vom Aldi. Apropos Aldi: Der Belgier scheint keine geregelten Öffnungszeiten zu kennen. Für den wahren Deutschen, für den alles seine Ordnung haben muss, natürlich ein sofortiger Rückreisegrund. Mancher Supermarkt hat am Sonntag geöffnet, dafür donnerstags geschlossen. Und glaubt ja nicht, dass es mit dem Sonntag getan wäre. Ob man nun vor- oder nachmittags einkaufen gehen kann, man könnte meinen, es entscheidet der Zufall…

Kurztrip nach Brügge

Da De Haan eigentlich ein Badeort mit schönem Strand ist (wirklich schön! Es war wenige Tage nach Sylvester alles sauber!), es aber bei -2 Grad eine reichlich bescheidene Idee ist, die Badehose im Meer auszuprobieren, sind wir nach Brügge gefahren. Auf den ersten Blick eine normale, große Stadt. Die Geschäfte und Shops jedoch suchen ihresgleichen. Mit einer Detailverliebtheit, wie ich sie bisher noch nicht gesehen habe, werden Geschäfte für Seifen, Oliven, Süßigkeiten, Getränke, und natürlich jede Menge Essbarem eingerichtet und dekoriert. Ich bin in meinem tiefsten Inneren ein ziemlicher Bummel-Muffel, aber hier konnte ich nur an H&M und Co locker vorbei laufen ohne fasziniert vor den Scheiben stehen zu bleiben. Ich muss mein Wesen wohl doch noch mal in Frage stellen.

In der Wollestraat, hinter einem großen Holztor, befindet sich ein kleines Paradies. Ein Bier Paradies, also quasi ein „Bieradies“. Kennt ihr diesen Ton, wir nennen ihn immer den „Holy-Sound“, der beim Öffnen einer Himmelspforte  zu hören sein könnte? Er sollte beim Öffnen dieses Tores zu hören sein, eine entsprechende Feedback-Mail habe ich bereits an die Inhaber geschrieben. (Nur nebenbei: Falls jemand mal etwas derartiges mit Tür-Öffnungs-Erkennung gebastelt hat, ich habe genug Verwendung dafür: Grill, gefüllte Kühlschränke, etc…). In der „2be bar“ bekommt ihr so ziemlich jedes Bier, was in Belgien gebraut wird. Wechselnd auch frisch gezapft. Mehrere große Regale hinter Glas an den Wänden stellen Flasche mit samt passendem Glas aus. Zur Location gehört auch ein kleines Außenareal, welches direkt über den Grachten gelegen ist und einen tollen Blick und ein tolles Ambiente bietet. Bestellt man ein Probier-Tablett, wählt man zwischen Light, Medium und Strong. Und da man(n) ja Mann sein will, orderte ich für zehn Euro das starke Tablett. Die Gläser sind nummeriert und es gibt zu jedem Glas den passenden Snack und eine Beschreibung, was man da eigentlich in sich hineinkippt. Wer Frühshoppen nicht gewohnt ist (ja es war erst 11 Uhr vormittags) sollte das Starkbier vielleicht weg lassen, ich hatte beim Verlassen nach einer Stunde tatsächlich schon einen Sitzen. Umso wichtiger dass wir anschließend nach einem Frischluft-Spaziergang im ‚t Brugsch Friethuys eine ordentliche Portion Fritten und Burger (und natürlich Wasser) bekommen haben. Wer weiß wo der Tag sonst noch geendet hätte.

Schlemmen nicht vergessen

Es gibt aber noch etwas, was man in unbedingt probieren sollte: Belgische Waffeln. Mal nebenbei: Generell ist es in Belgien ein Leichtes mit 75kg Eigengewicht anzureisen, und mit 85kg das Land wieder zu verlassen. Der Belgier legt viel Wert auf gutes Essen. Und süßes Essen. Die Bäckerei-Dichte in Deutschland ist ja schon groß, aber die Café-Dichte kombiniert mit dem Umfang der dortigen Speisekarten scheint enorm. Zugegeben, es ist nicht ganz günstig. Was man an Kilos mitnimmt, lässt man an Geld für eine Waffel mit Kakao ganz gerne dort. Enttäuscht wird man jedoch keinesfalls: Einen besagten, heißen Kakao bekommt man nicht einfach in einer fertige Tasse serviert. Viel mehr in einer nett angerichteten Kanne Milch auf einer Tasse mit Coockie und Schoko-Drops zum selber einrühren.

Die restliche Zeit nutzten wir dann dafür, wofür ein Urlaub da sein sollte. Zur Entspannung. Und um ausgeschlafen zu sein für die spektakuläre Rückfahrt, die an Vielfalt und Abwechslung ihres gleichen sucht..

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